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2010 startete Florian Kesselring seinen eBay Shop, um Leuchtmittel zu vertreiben. Grund dafür war der damalige Medienrummel rund um das Verbot der Glühbirne. Diesen nahm er zum Anlass, um gemeinsam mit seiner Frau Aliona Restbestände aufzukaufen und über eBay aus dem eigenen Keller heraus zu verkaufen – mit großem Erfolg. Binnen Stunden war sein Lager ausverkauft. Heute hat er mehr als 20.000 Quadratmeter Lagerfläche, rund 100 Mitarbeitende und mehrere Shops, unter anderem gluehbirne.de

 

Doch auch in dieser Erfolgsstory mussten einige Herausforderungen überwunden werden. Unsere Zuhörer*innen erfahren, welche Steine Florian von den Kommunen in den Weg gelegt wurden, wie er mit dem Saisongeschäft umgeht und warum er nach über 13 Jahren im Geschäft ein absoluter Experte darin geworden ist, Abmahnungen abzuwenden.

 

Zum Thema Abmahnungen haben die Hosts Isabell Butterwegge und David Philippe auch direkt einmal bei unserem eBay-Rechtsexperten angeklopft und nach Tipps gefragt, die Online-Händler*innen nutzen können, um sich vor Abmahnungen zu schützen.


Außerdem gibt es den „eBay Handelsüberblick“ mit den wichtigsten E-Commerce News.

 

**Wichtige Links**

**Quellen eBay-Handelsüberblick** 

*** Kapitelmarken *** 

  • 00:00:48 - 00:02:41 Vorstellung Gast
  • 00:02:41 - 00:05:12 Wurzeln und Wachstum des Geschäftsmodells
  • 00:05:12 - 00:08:46  Hürden in Logistik und Vertrieb
  • 00:08:46 - 00:12:02 Glühbirnen als Saisongeschäft?
  • 00:12:02 - 00:19:35 Das Geschäft mit den Abmahnungen
  • 00:19:35 - 00:21:12 Verabschiedung Gast
  • 00:21:12 - 00:25:51 Der eBay-Handelsüberblick


Florian: Zunächst war es so, dass ich einen Monat auf eBay aktiv war, als die erste Abmahnung kam, also direkt zum Anfang. Und vorher habe ich mich gar nicht damit auseinandergesetzt, wusste gar nicht, warum wird man abgemahnt? Was sind die Auswirkungen? Es hat mich bis heute immer begleitet. Nach den Mitbewerbern, die abgemahnt haben, kamen die sogenannten Abmahnenvereine, die es leider auch gibt, und so ist es zu einem Dauerthema geworden.

Isabell: Hallo, liebe Hörerinnen und liebe Hörer, und herzlich willkommen zu unserer neuen Podcastfolge für unsere Händlerinnen und Händler und natürlich für alle, die es noch werden wollen. Ich bin Isabell Butterwegge, Seller Engagement Managerin bei eBay Deutschland und heute mit meinem Kollegen David Philippe im Podcast-Studio. Heute haben wir wieder einen eBay-Händler für unser Format "eBay-Verkäuferinnen im Gespräch" zu Gast bei uns im Podcast.

David: Isabell, wie du bereits angeteast hast, haben wir heute wieder einen spannenden eBay-Händler zu Gast im Podcast-Studio, Florian Kesselring. Seine Erfolgsgeschichte begann ganz typisch für eBay aus dem eigenen Zuhause heraus, in diesem Fall aus dem Keller. Florian machte sich den damaligen Medienrummel rund um das Verbot der Glühbirne 2009 zu eigen und startete quasi über Nacht sein Business. Die Aufregung war groß, als die EU beschloss, der Glühbirne ein Ende zu setzen. Politiker*innen sprachen von Bevormundung der Verbraucher*innen, andere sahen die Brüsseler Regulierungswut am Werk. Doch die Entrüstung brachte nichts. Am 18 März 2009 wurde die Verordnung der EU-Kommission erlassen. Knapp sechs Monate später ging es der Glühbirne dann tatsächlich nach und nach an den Kragen. Erst verschwanden die matten und klaren Glühbirnen ab 100 Watt, dann die ab 75 Watt, gefolgt von denen ab 60 Watt, bis im September 2012 schließlich alle klaren Glühbirnen weg mussten.

Isabell: Ja, man kann sagen, die Abschaffung der Glühbirne war der Beginn des Business von Florian. Zusammen mit seiner Frau Aliona kaufte er sämtliche Lagerbestände mit Glühbirnen auf, die er finden konnte, und startete den Weiterverkauf bei eBay. Als dann die Schlagzeile "Sitzen wir morgen alle im Dunkeln?" kursierte, wurden seine Bestände innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft. Das war der Startschuss zu einem Leuchtmittel-Imperium, zu dem heute rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ein 20.000 Quadratmeter großes Lager gehören.

David: Florians Geschichte hört sich im ersten Moment ziemlich "easy-going" an, aber natürlich mussten auch er und sein Team "on the go" einige Herausforderungen bewältigen. In dieser Folge erfahren wir, welche Steine ihm von den Kommunen in den Weg gelegt wurden, als es um das Wachstum seines Business ging, wie er mit dem Saisongeschäft umgeht und warum er nach über 13 Jahren im Leuchtmittel-Business ein absoluter Abmahnfallenexperte geworden ist. Aber jetzt erst mal herzlich willkommen Florian, schön, dass du heute hier bist.

Florian: Danke für die Einladung. Schön, dass ich heute hier sein darf.

Isabell: Florian, du hast ja quasi eine echte eBay-Erfolgsstory durchlebt und bist heute mit deinem Unternehmen, das du quasi aus dem Keller heraus gegründet hast, sehr erfolgreich. Bevor du aber mit deinem Business gestartet bist, was du Inhaber einer Internetagentur, die du 1998 mit gerade mal 18 Jahren gegründet hast. Was war für dich der ausschlaggebende Grund, um der Agentur damals den Rücken zu kehren und in den Glühbirnen-Handel einzusteigen? Das klingt für mich erstmal gar nicht naheliegend.

Florian: Ja, es war meine Frau. Und zwar habe ich im Rahmen meiner Arbeit in Moldavien meine heutige Frau Aliona kennengelernt. Und sie kamen nach Deutschland, und ihre beiden Universitätsabschlüsse waren hier wertlos. Und so lag es nahe, dass wir in den Handel gegangen sind, auch im Zusammenhang mit dem Glühlampen-Verbot, das zuvor genannt wurde. War das dann der ausschlaggebende Grund.

Isabell: Und was hat dich dann dazu bewegt, mit deinem Business bei eBay durchzustarten?

Florian: Ja, zuvor habe ich schon privat Erfahrungen auf eBay gesammelt, die ersten Sachen verkauft. Das hat sehr gut funktioniert. Ich habe natürlich auch Kunden im Rahmen meiner Agentur betreut, die auf eBay erfolgreich waren. Und so war es naheliegend, dass wir auf eBay gestartet sind. Es ist natürlich schon auch anspruchsvoll, auf eBay Artikel einzustellen, aber hier war ich selbst verantwortlich für meinen Content, für meine Bilder, und die Reichweite war sehr hoch. Ich habe dann auch einen eigenen Webshop gestartet. Dort ist aber der Erfolg zunächst ausgeblieben.

Isabell: Okay, das heißt, du und deine Frau, ihr habt euch überlegt: Okay, wie können wir zusammen Business aufbauen? Habt euch dann dazu entschieden, bei eBay quasi durchzustarten. Wie seid ihr dann weiter gewachsen?

Florian: Zum einen sind die Hamsterkäufe der Grund gewesen, weil es in jedem Jahr einen neuen Verbortsschritt für die Glühlampe gab. Zum anderen habe ich über die Jahre existierende Firmen aufgekauft. Ein Beispiel ist die Firma "glühbirne.de". Und das ist ein münchner Unternehmen gewesen, das ich wegen dem Namen gekauft hab. Und dann war der naheliegende Schritt, dass ich nach China gereist bin, dort auf die einschlägigen Lichtmessen gegangen bin und mir Quellen, also Hersteller, gesucht habe, die heute für mich produzieren.

Isabell: Hast du das Unternehmen dann gekauft, um quasi die Lagerbestände dir zu sichern oder auch um deren Webpräsenz zum Beispiel einzunehmen?

Florian: In dem Beispiel "glühbirne.de" ging es eigentlich nur um den Namen und der Name ist ein Bestandteil unseres heutigen Erfolgs.

Isabell: Ah, okay!

David: Bei diesem enormen Wachstum muss man sich dann natürlich auch irgendwann mal vergrößern, und vor allem, was die Lagerkapazität angeht, ist das sehr, sehr schnell relevant. Und jetzt hat mir ja bereits angeteasert, dass das für dich nicht immer leicht war. Kannst du vielleicht einmal umreißen, welche Herausforderungen dir dabei begegnet sind?

Florian: Das Thema Lager war eine Herausforderung von Anfang an. Wir haben in der Wohnung angefangen, wo schon zu wenig Platz war. Und es ging auch später weiter, als ich dann berufliche und kleine Lager gemietet habe. Und ich hatte es mir deutlich einfacher vorgestellt, dass ich bei Städten und Kommunen nach Flächen fragen kann und wir dort neu bauen können. Und bin erst mal nur auf Ablehnung gestoßen, denn die Städte möchten keine großen Flächen für Hallen zur Verfügung stellen, wo dann im Verhältnis wenig Mitarbeiter dort arbeiten. Ich hatte das große Glück, dass ich in einer Zwangsversteigerung das ehemalige Puma-Zentrallager in der Nähe von Herzogenaurach erwerben konnte, was ich dann meine Firma zur Verfügung gestellt habe. Und ja, von dort aus auch heute noch agiere. Jedoch es ist nicht die optimale Logistikfläche, die ich da jetzt habe, und wir sind weiter auf der Suche.

David: Und wenn du jetzt das mal für andere Händlerinnen und Händler, die uns gerade zuhören, sagen würdest, die vielleicht in der ähnlichen Situation sind. Was würdest du den zuhörenden raten? Wie kann man hier eine Lösung finden? Also nicht jeder findet ja jetzt Puma-Zentrallager, das ehemalige. Was kann man da machen?

Florian: Ja, ich denke, ich habe eine Lösung gefunden. Das hört sich vielleicht lustig an, aber ich habe eine Bewerbungsmappe erstellt. Aus dieser Bewerbungsmappe geht hervor, wie lange gibt's das Unternehmen bereits? Wie sind wir über die Jahre gewachsen? Um einfach auch eine Beständigkeit zu zeigen. Wie viel Gewerbesteuer haben wir in dieser Zeit bezahlt? Und natürlich liegt da zum Beispiel auch eine Finanzierungszusage bei. Und damit sind wir auch das erste Mal auf offene Ohren gestoßen und haben im Moment auch ganz konkrete Gespräche mit einer Stadt.

Isabell: Das war auch damals meine Strategie bei der Wohnungssuche.

David: Florian, jetzt haben wir eben gehört, welche Herausforderung du mit der Lagerfläche und alles hattest. Ich überlege die ganze Zeit. Jetzt ist ja der Handel mit den Glühbirnen ja auch vorbei, die darf man ja nicht mehr verkaufen. Was machst du jetzt dann, wenn du das weißt? Verkaufst dann andere Sachen, oder wie läuft das?

Florian: Das ist so erst mal nicht richtig. Altbestände dürfen nach wie vor verkauft werden, und es gibt auch noch genügend im Markt. Womit du Recht hast, ist, dass die Nachfrage nachlässt, weil es einfach sehr viele günstige Alternativen gibt. Die LED ist bezahlbar geworden und sie ist natürlich auch viel effizienter. Wie einleitend schon gesagt, haben wir nach China geschaut. Ich lasse in Fernost produzieren. Was noch viel spannender ist, sind Posten. Das heißt, ich kaufe große Bestände auf, Überbestände, Restposten und verkaufe die dann weiter.

David: Machst du da dann günstigere Angebote, werden die als B-Ware verkauft oder Neueware? Wie läuft es da?

Florian: Sowohl als auch. Wir haben zum einen zum Beispiel viele "OSRAM-Artikel", die wir als Überbestand bekommen. Die werden als 1A-Ware zum Sonderpreis verkauft, meistens im "Bundle". Wir haben aber auch B-Ware und Retouren-Ware, die als solche auch angeboten wird.

David: Florian, du hast gerade Überproduktion gesagt. Was genau ist damit gemeint für alle, die es noch nicht kennen?

Florian: Ein Hersteller lässt in Fernost produzieren, bekommt die Waren und kalkuliert mit einem bestimmten Abfluss. Wenn der Abfluss nicht wie erwartet eintritt, entsteht ein Überbestand und dieser muss in den Markt. Der Hersteller bekommt die Ware oft über die regulären Vertriebskanäle nicht an den Mann und hier komme ich dann ins Spiel.

David: Ah, ich verstehe.

Isabell: Wir sind keine Leuchtmittel-Experten aber bei der Vorbereitungsrecherche bin ich darauf gestoßen, dass das Leuchtmittel-Geschäft ein absolutes Saison-Business ist, was ich vorher gar nicht so gedacht hätte. Warum ist das so, Florian?

Florian: Ja, am besten kann man anhand der Anzahl der Bestellungen erkennen, wie extrem diese ist. In der Hochsaison, das ist Oktober und November, haben wir bis zu 14.000 Bestellungen am Tag. Und in der Nebensaison, das ist im Hochsommer, wenn alle im Urlaub sind, haben wir gerade mal 1.000 Bestellungen am Tag. Das stellt uns natürlich vor große Herausforderungen. Wir sind dem so begegnet, dass wir gesagt haben, wir müssen Mitarbeiter finden. Die haben wir in Osteuropa gefunden. Das heißt, ich arbeite hier mit Saison-Arbeitskräften zusammen.

David: Ja, in einer unserer letzten Podcastfolgen hat uns Niklas Priddat, Geschäftsführer von GlobalMotoParts, erzählt, dass auch er mit seinem Motorrad-Ersatzteilen von extremen Hoch- und Tiefzeiten betroffen ist. Ich weiß jetzt nicht, ob es auch so extrem ist, aber auch eben sehr stark davon betroffen ist. Und er versucht halt, seine Mitarbeiterinnen in den Tiefzeiten anderweitig zu beschäftigen und du gehst ja einen etwas anderen Weg.

Florian: Ja, das ist richtig. Ich hab's probiert mit Sommerartikeln. Es hat nicht funktioniert. Und so ist das Thema der Saison-Arbeiter oder auch Gastarbeiter für uns hier die optimale Lösung. Es zeigt auch die Tatsache, dass wir einen harten Kern haben. Das heißt, es sind Mitarbeiter, die als Saison-Arbeiter zu uns gekommen sind und einfach geblieben sind, auch ihre Familie nachgeholt haben. Das ist der harte Kern. Und dann haben wir den Anteil der Mitarbeiter, die im Winter kommen und im Sommer wieder gehen.

Isabell: Was kann ich mir unter einem Sommerartikel in dem Bereich vorstellen?

Florian: Bei uns im Licht sind es Gartendeko-Sachen. In erster Linie Solar, alles, was man im Garten aufstellen oder aufhängen kann.

David: Jetzt hat das Thema Gastarbeiter*innen, oder Saison-Arbeiter*innen für viele einen eher negativen Beigeschmack. Warum hast du dich dafür entschieden und kannst du vielleicht auch mit diesem negativen Image etwas aufräumen?

Florian: Ja, die negative Presse kommt ja nicht durch die Gastarbeiter, sondern durch die Unternehmen, die die Gastarbeiter beschäftigen. Das Problem fängt bei der Unterkunft und bei der Behandlung der Mitarbeiter an. Ich habe in der Vergangenheit ein Apartmenthaus gekauft. Dort hat jeder Mitarbeiter seine Privatsphäre und ist vernünftig untergebracht. Bei der Arbeit achten wir darauf, dass es ausreichend Pausenzeiten gibt, das nicht schwer gehoben wird, was einfach normal ist. Und wenn man entsprechend mit den Mitarbeitern umgeht, gibt es keine Probleme und damit auch keine Beschwerden.

David: Und du hast, was ich ganz interessant finde, du hast gesagt, eure Hauptsaison ist eben der Winter. Hat das auch nochmal Auswirkungen für die Saisonarbeiter? Weil die meisten haben ja eher, ich kenne das so, Erntezeit und Herbst und so. Das ist ja dieses klassische Gastarbeiter-Thema. Du hast es ja etwas verlagert. Ist das für die Gastarbeiter auch nochmal ein Thema?

Florian: Ja, es ist bei uns von Vorteil, dass wir die Leute im Winter brauchen, weil dort ist es oft schwieriger, in den Heimatländern Arbeit zu finden. Wir haben Mitarbeiter, die im Sommer zum Beispiel auf dem Bau oder auch in der Gastro oder auf dem Feld arbeiten und im Winter eben bei uns im Lager.

Isabell: Jetzt haben wir schon viel über dein Business erfahren und gerade auch, wie du mit den Hoch-und Tiefzeiten umgehst. Ein Thema haben wir aber noch nicht angesprochen. David hatte dich eben in der Podcast-Intro als "Abmahnfallen-Experte" betitelt, und ich würde gerne nochmal auf das Thema Abmahnung eingehen. Wir haben schon in diesem Podcast viele Unterhaltungen mit Händlerinnen und Händlern geführt, aber das Thema kam bisher tatsächlich eher weniger auf. Warum betrifft dich dieses Thema so extrem?

Florian: Zunächst war es so, dass ich einen Monat auf eBay aktiv war, als die erste Abmahnung kam, also direkt zum Anfang. Und vorher habe ich mich gar nicht damit auseinandergesetzt, wusste gar nicht, warum wird man abgemahnt? Was sind die Auswirkungen? Es hat mich bis heute immer begleitet. Nach den Mitbewerbern, die abgemahnt haben, kamen die sogenannten Abmahnvereine, die es leider auch gibt, und so ist es zu einem Dauerthema geworden.

Isabell: Magst du noch einmal erklären, was Abmahnvereine sind?

Florian: Das ist ein Verein, der wird gegründet für den Zweck, um Abmahnungen auszusprechen. Der Verein versucht zunächst, Mitglieder zu finden. Jeder Verein braucht Mitglieder, eine kritische Menge. Zum Beispiel in unserem Fall Händler und Importeure von Licht. Sie werden motiviert, Mitglied im Verein zu werden, meist auch Grundlage ist eine Abmahnung. Und dann werden diese Vereine davon leben, dass sie Händler finden, die irgendwas nicht richtig gemacht haben, und bitten diese dann zur Kasse.

Isabell: Florian, wie war das denn dann bei dir? Wie hast du dir Hilfe zu dem Thema gesucht?

Florian: Es ist Fleißarbeit. Das heißt, ich selbst prüfe meine Angebote. Es macht nicht ein Mitarbeiter, sondern ich selbst. Und ich habe mir dafür jeden Sonntag ein Zeitfenster geblockt. Das mache ich konsequent und prüfe auch nicht nur die bereits gelisteten Angebote, sondern auch die neuen. Und in dem Zusammenhang prüfe ich auch die aktuelle Gesetzeslage. Es ändern sich immer wieder Voraussetzungen für Abmahnungen, und hier muss man zwingend immer "up-to-date" bleiben.

Isabell: Also, das machst du auch selbst und nicht mit einem Rechtsexperten zusammen?

Florian: Nein, man kann das sehr gut selbst machen. Es gibt auch viele Newsletter, wo man sich darüber informieren kann, was es für neue Themen gibt. Und das wichtigste ist für mich aber, dass die Prüfung der Angebote durch mich selbst erfolgt, weil es natürlich auch in meinem Interesse ist, dass ich nicht abgemahnt werden möchte.

Isabell: Und tauscht du dich auch mit anderen Händlerinnen und Händlern zu dem Thema aus?

Florian: Selbstverständlich! Die Lichtbranche ist recht überschaubar, da kennt man sich untereinander. Und wenn es eine neue Abmahnung gibt, dann startet es bei einem und erwischt kurz später auch die anderen, und natürlich tauschen wir uns da alle aus.

David: Ich finde das super spannend, dass du dir sonntags, also den Tag, den man sonst eben eher zu meinen spannen nutzt, dafür blockst, dir alle deine Angebote durchzugehen. Warum hast du nicht irgendwie einen Anwalt beauftragt oder ein Mitarbeiter damit beauftragt, das zu tun? Warum machst du das selber?

Florian: Ich habe es probiert mit dem Mitarbeiter. Ich habe auch definiert, was es zu prüfen gilt. Leider ist die Prüfung nicht zu 100 Prozent erfolgt und das möchte ich umgehen. Also, ich weiß, ich bin dann für mich selbst und für das Ergebnis selbst verantwortlich, und wenn doch mal was durchrutscht, bin ich auch nur auf mich selbst böse.

David: Das heißt natürlich, mit deiner Erfahrung hast du dann natürlich einen anderen Blick drauf als jemand, der jetzt ganz neu drauf guckt, nehme ich mal an.

Florian: Ja, ich hab hier in dem Fall aus den Erfahrungen gelernt.

David: Und Dienstleister dafür gibt es nicht, der sagt, ich prüfe dir deine Sachen oder oder kostet das gleich dann immens viel Geld?

Florian: Es gibt für Themen wie zum Beispiel fürs Impressum selbstverständlich Dienstleister. Aber ein Dienstleister, der jetzt Branchenspezifisch auf die ganzen Themen schaut, ist mir nicht bekannt.

Isabell: An der Stelle vielleicht der Hinweis, dass Händlerinnen und Händler mit einem eBay-Shop bei uns auch von dem Abmahnschutz von "Trusted Shops" profitieren. Dazu können wir auch gerne nochmal den Link in die Shownotes packen.

David: Ich bin einfach immer noch fasziniert davon, dass du deinen Sonntag für dieses Thema opferst. Aber ist das für dich denn jetzt ein absolut unangenehmes Thema oder bleibst du trotzdem im ganzen eher positiv gegenüber und sagst okay, ich mach das jetzt, und das ist okay?

Florian: Wie gesagt, direkt nach dem Stadt auf eBay wurde ich abgemahnt und es hat mich eigentlich eher motiviert, weil ich gesagt habe, ich will mich nicht unterkriegen lassen. Und ich möchte auf jeden Fall trotzdem Erfolg haben. Also, es ist auch ein Stück weit Motivation. Es ist natürlich eine unangenehme Sache, das bleibt dabei, aber ich habe mich damit arrangiert.

Isabell: Florian, ich finde super, dass du dich nicht unterkriegen lässt und ich hoffe, es motiviert unsere Zuhörer und Zuhörerin, genauso viel Durchhaltevermögen wie du zu zeigen. Bevor wir das unangenehme Thema, wie du es gerade genannt hast, abhaken, möchte ich an dieser Stelle an unseren eBay-Rechtsexperten Tilmann Kuhla übergeben. Tilmann war schon öfter bei uns zu Gast im Podcast. Heute ist er aber nicht mit bei uns im Studio, sondern schaltet sich von seinem Arbeitsplatz zu. Als wir Tilmann nämlich davon erzählt haben, dass wir mit Florian über Abmahnung sprechen wollen, ist er sofort hellhörig geworden. Tilmann, was kannst du uns als Rechtsexperte denn zu diesem Thema noch erzählen?

Tilmann: Abmahnung, ja habe ich, wie lange habe ich Zeit? Zwei Stunden jetzt dazu was zu sagen? Also, ich kann auf jeden Fall sagen, der Florian hat Recht, das ist ein sehr anstrengendes und unangenehmes Thema und auch ein Thema, was uns andauernd begegnet in unserer Praxis. Da muss man viel Zeit darauf verwenden, und, wie Florian schon sagt, man muss sehr im Detail und im Einzelfall ganz genau hinschauen, gerade bei Produkten und welche Pflichten es zu den Produkten gibt. Ich kann da vielleicht noch was ergänzen zu dem, was Isabell vorhin gesagt hat, nämlich dass wir mit unserem Partner "Trusted Shops" arbeiten und der auch eine umfangreiche PDF-Datenbank zur Verfügung stellt. Wenn ich also zum Beispiel bestimmte Produkte verkaufe, wie Wein oder Spielzeug oder eben auch Glühbirnen, gibt es da umfangreiche PDF von "Trusted Shops", die genau erklären, worauf ich achten muss. Rechtlich beim Verkauf, welche so die Stolpersteine und die typischen Probleme sind. Das kann vielleicht für so einen Sonntagnachmittag dann bei Florian so ein PDF sein, was man sich nebenbei aufmacht oder für einen anderen Händler oder eine andere Händlerin. Das andere ist, ja, es gibt, es ist nicht so einfach, so einen Dienstleister zu finden, der einem so eine Prüfung abnimmt, aber auch das macht "Trusted Shops". Die nennen es Tiefenprüfung, die bieten das an. Das kostet natürlich dann etwas extra, neben dem, was wir hier als eBay umsonst schon zur Verfügung stellen, kostet das was extra. Aber man kann das auch auslagern, das wollte ich an dem Punkt noch ergänzen. Und jetzt komme ich nicht umhin, mein aller wichtigsten Ratschlag in Hinblick auf Abmahnung auch noch zu erwähnen, habe ich beim letzten Aal auch schon gesagt. Aber zur Sicherheit, damit es keiner vergisst: Wenn man eine Abmahnung kriegt, nie einfach die Unterlassungserklärung unterschreiben, die man bekommt, sondern unbedingt mit einem Anwalt, mit einer Anwältin sprechen, bevor man da irgendwas antwortet. Und am besten mit jemanden, der sich mit Internethandel auskennt. Also nicht mit dem Scheidungs-, Miet- oder Zu-Schnell-Fahr-Anwalt sprechen. Natürlich gerne über unseren Partner "Trusted Shops", die auch da unsere Händler umfassend absichern können.

Isabell: Ja, vielen lieben Dank dir, Tilmann, für diese hilfreichen Tipps. Bei Gelegenheit können wir uns auch gerne etwas länger über das Thema austauschen, aber danke, dass du es für uns heute auf den Punkt gebracht hast. Ich halte nochmal fest: Unsere Partner von "Trusted Shops" können unseren Händlern und Händlerinnen im Falle von Abmahnungen gut weiterhelfen. Und falls wir eine Mail erhalten, in der von einer "Unterlassungsverpflichtungserklärung" die Rede ist, unterschreiben wir nicht einfach, sondern kontaktieren erst mal einen Rechtsanwalt. Übrigens hatten wir Tilmann, wie bereits erwähnt, schon mal bei uns zu Gast im Podcast und haben im Detail über das Thema Abmahnung gesprochen. Die Folge dazu verlinken wir nochmal in den Shownotes. Aber nun zurück zu Florian

David: Genau! Florian, jetzt ist die Glühbirnen-Idee und dein erfolgreiches Unternehmen nicht aus einer besonderen Leidenschaft, sondern aus einer übermäßigen Medienpräsenz heraus entstanden, nämlich dem Verbot der ursprünglichen Glühbirne. Würdest du sagen, dass du nach all den Jahren eine Leuchtmittel-Leidenschaft entwickelt hast, oder ist es einfach ein reines Business für dich?

Florian: Wenn ich heute in ein Hotel oder in ein Restaurant gehe, geht mein Blick erst mal an die Decke. Ich schaue, was für Leuchten sind verbaut? Was für Leuchtmittel wurden dort eingesetzt? Passt die Lichtfarbe zu den Produkten? Ich würde sagen, ich lebe Licht!

Isabell: Das ist ein wunderschönes Schlusswort. Und jetzt kommt noch, wie du vielleicht weißt, eine letzte Frage. Und zwar was du zuletzt bei eBay gekauft hast.

Florian: Es war ein Server für die Firma, aber kein neuer, sondern refurbished.

Isabell: Und welches Leuchtmittel hast du zuletzt verkauft?

Florian: Das sind jeden Tag so viele, dass ich nicht genau sagen kann, welches das letzte war. Vermutlich während wir das hier aufzeichnen, sehr viele. 00:20:36 David: Ich finde es sehr schön, dass du ein Server refurbished bei eBay gekauft hast, denn tatsächlich ist es gerade bei Servern und so weiter eine wunderbare Möglichkeit, dort gebrauchte und wiederaufbereitete Artikel zu kaufen, und ich finde es toll, dass eBay das anbietet.

Isabell: Dem kann ich nur zustimmen. Lieber Florian, vielen Dank, dass du heute bei uns im Podcast zu Besuch warst und uns von deiner Erfolgsgeschichte mit Glühbirnen berichtet hast. Es ist wirklich bewundernswert, wie du trotzdem Steinen, die dir in den Weg gelegt wurden und trotz der ständigen Abmahnfallen weiterhin so motiviert bist und dein Ding weiterhin durchziehst.

Florian: Herzlichen Dank, dass ich hier sein durfte.

David: Isabell, vor dem Ende der Folge habe ich aber noch ein letztes Thema für den eBay Handelsüberblick dabei. Wir haben ja gerade über Gesetze und Richtlinien gesprochen, die auch Florians Erfolg sehr mitbestimmt haben. Hast du mitbekommen, dass das Europäische Parlament eine Empfehlung aus dem Umweltausschuss angenommen hat?

Isabell: Ja, wir hatten ja schon mal kurz in Vorbereitung auf diese Folge darüber gesprochen, aber vielleicht kannst du unsere Zuhörerinnen und Zuhörer einmal kurz abholen, was genau die Empfehlung denn empfiehlt.

David: Ja, klar, also sinnvoll. Es geht hier direkt darum, die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie zu fördern, also konkret Fast Fashion abzuschaffen. Fast Fashion, das hast du mir sehr schön erklärt, bedeutet vor allem: günstig produzierte Massenware, die auch nicht zwingend so lange lebt, richtig?

Isabell: Ja, genau ich finde es spannend, weil ja das Thema schon eigentlich auch immer mehr an Gewicht bekommt, aber trotzdem immer mehr Billigware auch im Internet aufkommt. Und bei der Empfehlung jetzt also, dass Kleidung einfach recycelbarer wird, wiederverwendbarer, reparierbarer und eben eher aus recycelten Fasern besteht und endlich mal frei von gefährlichen Stoffen ist, finde ich superwichtig und richtig, und ich finde, das ist ein klares Zeichen in die Richtung von Kreislaufwirtschaft, also dass man Produkte einfach öfter und länger benutzen kann.

David: Ja, finde ich auch. Ist es aber so? Also, es ist eine Empfehlung aus dem Umweltausschuss, dass das Europäische Parlament angenommen hat. Was bedeutet das denn genau? Weißt du mehr? Ehrlich gesagt bin ich da nicht so firm drin.

Isabell: Also firm bin ich da auch nicht richtig drin, ich weiß nur, dass die Empfehlungen jetzt erstmal noch viele Prozesse durchlaufen muss, bevor man da wirklich von einem Gesetz sprechen kann, was dann wirklich in Kraft tritt, aber auch wenn es noch kein Gesetz ist: Ich finde trotzdem schon mal ein klares Zeichen in die richtige Richtung.

David: Das Thema Kreislaufwirtschaft ist ja generell nicht neu, und wir bei eBay sind da ja auch schon länger aktiv und fördern das auch, oder? Also, ich erinnere mich da an eine durchaus interessante Folge zum Thema 'Refurbished', die aus dem letzten Jahr, da haben wir das ganze Thema schon mal angesprochen. Was macht eBay denn in dem Bereich?

Isabell: Genau also Refurbished: Da sprechen wir jetzt im Elec-Bereich von, also elektronische Waren, die schon mal benutzt wurden, aufbereitet werden und dann wieder verkauft werden. Aber auch im Bereich Fashion tut sich einiges, wie eben schon gesagt Second-Hand wird immer größer und immer mehr Second-Hand-Händler bieten ausgefallene Vintage-Mode bei eBay an und unser Team ist natürlich auch immer daran bestrebt, die Lösung für unseren Marktplatz zu verbessern.

David: Richtig, ich habe letztens auf unserer LinkedIn-Seite gesehen, dass unsere Kolleg*innen aus dem Fashion-Team kürzlich auf einem Event in Bielefeld waren, wo es sich genau um dieses Thema Produktlebenszyklus, Weiterverkauf und Second-Hand drehte und dort vor allem mit Brands und Dienstleistern aus dem Bereich gesprochen haben, um zu schauen, okay, was kann man da machen, was? Wie entwickelt sich der Markt? Finde ich ein super spannendes Thema.

Isabell: Ja, ist es auf jeden Fall und vielleicht auch noch wichtig zu erwähnen, dass diese Empfehlung auch sogar noch einen Schritt weitergeht und eigentlich gar nicht nur die Produktion von Waren regelt, sondern auch verbieten will, dass Waren vernichtet werden, wenn sie nicht verkauft werden oder auch wenn sie zurückgegeben wurden. Also es ist auf jeden Fall sehr umfangreich, aber ich finde, gerade wenn man an das Thema 'vernichtete Retouren' denkt, auf jeden Fall ein super wichtiges Thema.

David: Das sehe ich absolut genauso, insgesamt klingt, ist aber immer noch sehr komplex und umfangreich, was da noch passiert. Ich bin sehr gespannt, wohin sich das entwickeln wird.

Isabell: Ja, ich auf jeden Fall auch. Und ich finde, wenn man bei uns auf den Marktplatz schaut, da erkennt man auch in manchen Kategorien, dass solche 'Imperfects', also Waren mit Mängeln, auch immer mehr an Bedeutung gewinnen. Also, die Leute wollen gar nicht mehr nur noch perfekte Neuware kaufen. Da vielleicht auch einen Tipp an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer: Imperfects können sich auf jeden Fall auch dazu eignen, das eigene Sortiment etwas auszubauen. Also ist das vielleicht auch einmal eine Überlegung wert.

David: Auf jeden Fall, ich denke gerade an so Misprints ja, wo irgendwie was falsch gedruckt wurde, die plötzlich total interessant sind, weil sehr rar, sehr, sehr spannend. Ich denke aber, das war jetzt eine unglaubliche Menge an Inhalten in dieser Folge und würde daher sagen, das war es jetzt mit dem eBay Handelsüberblick und auch mit der Folge für heute: Vielen Dank. Liebe Zuhörer*innen, wir freuen uns immer sehr über euer Feedback zu unserem Podcast. Schreibt uns gerne in der eBay-Community, was euch an Florians Unternehmensgeschichte am meisten begeistert hat oder ob ihr sogar ähnliche Erfahrungen mit Abmahnenfallen, wie er gemacht habt und wie ihr vielleicht damit umgegangen seid.

Isabell: Und natürlich freuen wir uns sehr, wenn ihr uns da, wo ihr uns gerade hört, ein Abo oder ein Like da lasst, wenn es geht. Das hilft unseren Podcast dabei, weiter zu wachsen. Tschüss und bis zum nächsten Mal!
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