Irgendwie fällt für mich das ganze in die Kategorie wie Videospieler, die ein Spiel boykottieren wollen, weil die Hauptfigur nicht mehr weiß ist, sondern ein people of colour Charakter ist. Oder schwul, oder divers. Gut - ist ihre Entscheidung, aber warum sind Menschen immer so gut darin, Toleranz für sich selbst zu fordern - wie hier mit vom Gendern verschont zu werden, aber genau diese Menge an Toleranz für andere nicht aufbringen wollen?
"Einem jeden recht getan ist eine Kunst die niemand kann."
Warum dann nicht wenigstens auf den kleinen gemeinsamsten Nenner einigen?
Im Prinzip ist doch das ganze Gendern lediglich dem Umstand geschuldet, dass unsere Gesellschaft und unsere Kommunikation immer unpersönlicher wird. Sämtlicher Schriftverkehr wird mittlerweile mehr oder weniger von Computern übernommen, wo man vor 30 Jahren noch in Anschreiben geschlechtspezifisch angesprochen wurde, weil der Gegenüber wußte, wer da der Ansprechpartner war, so übernimmt die Rolle jetzt ein Computerprogramm, dass eben nicht weiß, dass Lieselotte ein Frauenname ist, und Walter eigentlich ein Männername (auch wenn er in einer RTL-Knastserie anders verwendet wurde), da kommt es dann zu solchen Stilblüten wie Sehr geehrte(r) Frau/Herr Walter Müller, weil eben kein Mensch mehr schaut, ob es ein männlicher oder weiblicher Name ist.
Und es gibt ja dazu mittlerweile viele Namen, die durchaus mehreren Geschlechtern zu zu ordnen sind - Lesley, Sidney, Kim, Caroll - ganz zu schweigen von den Namen aus dem arabischen oder asiatischen Raum, wo man vielfach doch gar nicht wissen kann, ob sich Männlein oder Weiblein dahinter verbergen.
Und was ist Eurer Meinung nach denn schlimmer, mit einem Begriff angesprochen zu werden, der euch als Sammelbegriff mit einbezieht, wenn auch eben nicht direkt anspricht, oder aber ignoriert zu werden, wie es leider beim traditionellen "Sehr geehrte Damen und Herren" mit einigen Menschen passiert, die sich diesen beiden Geschlechtern nicht zugehörig fühlen.
Die Sprache war schon immer im Wandel. Und ich vergleiche ja immer gern oder versuche praktische Beispiele zu geben. Von daher - mein erster PC hatte einen Monitor und Grafikkarte, welche 256 Farben darstellen konnte - die nächste Generation konnte dann 16,7 Millionen Farben darstellen. Da wird es sicher auch einige gegeben haben, die meinten, 16,7 Millionen Farben braucht kein Mensch. Damals waren 24bit Farbtiefe schon eine kleine Sensation, mittlerweile ist 32bit Standard und alle haben sich daran gewöhnt.
Und irgendwann wird es mit Gendern genauso sein - in 10-15 Jahren ist es vollkommen normal. Und nein, es wird die deutschen Klassiker nicht verändern, die bleiben wie sie sind.
Es soll natürlich jedem und jeder selbst überlassen bleiben, wie er oder sie oder es damit umgeht. Ich gestehe auch jedem und jeder seinen oder ihren Ärger darüber zu. Nur sollte man sich die Frage stellen, warum es einen persönlich ärgert, wo es doch eigentlich nichts persönliches ist. Es schränkt einen doch nicht in dem ein, was man selbst ist. Oder schränkt es die Lebensqualität tatsächlich so ein, dass man auf die Barrikaden gehen muss. Muss man sich darüber aufregen, wenn man beispielsweise im TV sieht, dass in München jemand falsch parkt, wenn man in Hamburg lebt? Man also selbst gar nicht betroffen ist?
Meiner ganz persönlichen Meinung nach wird das ganze Thema unnötig aufgebauscht und eine künstliche Hysterie geschaffen, ganz so, als ob es nicht dringendere Themen gäbe.
Und um es noch einmal zu verdeutlichen - wir leben hier in Deutschland in einer Demokratie, die Regierung wird der Mehrheit der Bevölkerung gewählt, wenn also die Regierung Gesetze oder Vorschrifte erlässt, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass sie von der Mehrheit der Bevölerung dazu autorisiert wurde. Da kann ich dann nicht verstehen, warum einige dann davon schwafeln (und ich nutze diesen Ausdruck jetzt bewusst), dass beispielsweise das Gendern von einer Minderheit diktiert wird. Obwohl, ich kann es schon verstehen, diese Meinungsmacher haben keinerlei Verständnis für das, was Demokratie bedeutet. Und dazu gehört eben auch der Schutz von Minderheiten.
Wundert mich eigentlich, dass das Thema noch nicht von der Moderation geschlossen wurde. Politische Diskussionen sind doch eigentlich hier unerwünscht.
