Diese "Echtheitsprüfung" für Uhren ist ein Witz. Das beginnst schon damit, dass die dort bei dem Durchsatz an Uhren über 1800,-- mindestens 50 hochqualifizierte und historisch hochgebildete Uhrmacher beschäftigen müßten. Es ist aber eine "Clinton MM" mit Briefkasten neben dem Logistikcenter in Berlin Hoppegarten. Nicht zu verwechseln mit der Mode- und Logistikfirmengruppe "Clinton ... GmbH". Eine "Clinton MM" hat jedenfalls in Deutschland keinen Sitz.
In der Praxis geht der Zwang so. Wird eine Auktion abgeschlossen, erhält keiner der Vertragspartner informationen über die Person und Anschrift des Gegenübers. Der Verkäufer bekommt vielmehr eine Adresse "Anton Lustig c/o Clinton MM, Gewerbestrasse 22, 15366 Hoppengarten". Der Käufer bekommt eine Trackingnummer. Und jetzt wird es lustig.
Der Käufer trackt und bekommt bald das Ergebnis "Zugestellt an eine andere Person". Obwohl bei ihm nichts zugestellt wurde. Er wundert sich und will einen Nachforschungsantrag bei DHL stellen. Er gibt in deren Formular die Sendungsnummer und seine PLZ ein. Ergebnis: eine Fehlermeldung "PLZ stimmt nicht mit Empfänger PLZ überein". Große Aufregung, es geht ja um mehr als 1800,--, die scheinbar weg sind.
Wenn man die PLZ dieser obskuren Firma neben dem Logistikcenter kennt wird klar, DORT ist zugestellt worden, der Vorgang mit der Trackingnummer somit abgeschlossen. Ebay schickt die Ware dann weiter, OHNE dass man eine Sendungsnummer dazu bekommt. Wenn also der Paketdienst nicht zustellt, wie oft, sondern im Depot zur Abholung einliefert, UND, wie zunehmend, dazu keine Benachrichtigung erfolgt, geht die Sendung zurück, und zwar an die obskure Firma Clinton MM. Und der Käufer kann sehen, wie er an sein Eigentum kommt.
Ich frage mich auch, ob diese obskure Firma Clinton MM in Hoppegarten eine Empfangsvollmacht in meinem Namen hat. Aktiv habe ich die nämlich nicht erteilt. Vielleicht ist irgendwo in den AGB von Ebay verbuddelt, dass ich beliebigen Firmen nach Gusto von Ebay Empfangsvollmacht gebe. Das dürfte eine unwirksame Bestimmung sein, da nicht von normalen Verbrauchern zu erwarten. Aber egal, kann man ja gegen klagen. In den USA oder Irland. Haha.
Witzig auch, dass man im Regen steht, wenn eine Uhr bei den "Spezialisten" kaputt gemacht wird oder verschwindet. Oder auf dem Weg zwischen "Spezialisten" und Käufer verschwindet. Denn die "Clinton MM" kann nicht haftbar gemacht werden. Sie hat jedenfalls in Deutschland keinen Sitz. Ohne Sitz keine Klage (in Deutschland) möglich.
Es ist einfach ein Frechheit, Verkäufern und Käufern diese "Echtheitsprüfung" aufzuzwingen. Ganz abgesehen davon, dass die "Spezialisten" dort kaum eine wirkliche Qualifikation im Bereich alter Uhren haben dürften. Mit Grauen stelle ich mir vor, wie die eine alte Uhr, die sie nicht kennen, versuchen zu öffnen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen die noch nicht einmal ein gut gemachtes modernes Rolex Daytona Fake. Die gibt es, kosten rund 1000,-- und selbst wirkliche Fachleute müssen schon **bleep** genau hinschauen, um die zu erkennen. Mit einem flüchtigen Blick - mehr ist dem Uhrmacher "Uwe" (aus den Ebay Videos) kaum möglich, es sei denn sein Tag hat 500 Stunden - ist es da nämlich nicht getan. Ich möchte nicht wissen, wie viele Daytona Fakes da schon mit "Echtheitszertifikat" ausgestattet wurden und so den Wert mal eben verzehnfacht haben. Für falsche Zertifizierung (so oder so) haftet Ebay natürlich nicht (war ja schließlich auch die besagte "Clinton MM", und überhaupt, gelle?)
Es sollte Verkäufern und Käufern überlassen sein, eine Echtheit zu prüfen, wenn Zweifel bestehen. Zumal bei gewerblichen Verkäufern ja ohnehin ein 14 tägiges Rückgaberecht und auch Gewährleistungspflichten vorliegen, ein Käufer bei Zweifeln also in aller Ruhe dem nachgehen kann
